Mario Montessori, sen.,

Begleitete seine Mutter1917 nach Amerika, 1918 nach Barcelona und später in die Emigration nach Holland und Indien (1939 – 1946). Er gründete mit ihr die >Association Montessori Internationale< mit Sitz in Berlin (bis 1935) und später in Amsterdam. Er hat, nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1952, zusammen mit seiner Frau Ada Montessori-Pierson, die organisatorische Leitung der Montessori-Schul- und Lehrkurse in aller Welt übernommen.

Er eröffnete den Montessori-Kongress 1977 in München mit folgenden Worten:

„ … Für uns bedeutet es ein historisches Ereignis. Ich gebrauche das Wort historisch, denn es ist der erste Kongress, von insgesamt achtzehn, der dazu bestimmt ist, die Hilfe aufzuzeigen, die den behinderten Kindern durch die Anwendung der Montessori-Pädagogik gegeben werden kann.

Obwohl dies die erste offizielle Darstellung des Behindertenproblems bedeutet, ist die Montessori-Pädagogik für behinderte Kinder nicht neu. In der Tat erwuchsen die ersten pädagogischen Erfahrungen Dr. Maria Montessoris aus ihrer Arbeit mit behinderten Kindern, denen sie half, nachdem sie die Methoden von Itard und Seguin aus dem vorigen Jahrhundert erforscht hatte. Wie bekannt ist, gelang es ihr, diese Kinder, die als schwer erziehbar galten, so gut auf die Prüfung der Volksschule vorzubereiten (die Lesen, Schreiben und Rechnen beinhaltete), dass sie sie bestanden und die Prüfer keinen Unterschied zwischen gesunden und behinderten Kindern wahrnehmen konnten.

Während jeder sich über diesen Erfolg freute, was Dr. Montessori betroffen und suchte herauszufinden, weshalb gesunde und widerstandsfähige Kinder im Vollbesitz ihrer Intelligenz geistig so labil sein konnten, dass mit geistig behinderten Kindern verwechselt wurden. Diese Überlegung führte sie zur Untersuchung der Bedingungen der Kinder in normalen Schulen und schließlich zur sorgfältigen Ausarbeitung ihrer Methode, die weltweit berühmt wurde. Auch die behinderten Kinder wurden nicht vergessen.

Einige ihrer Schüler waren so entsetzt über die hoffnungslose Lage der behinderten Kinder, dass sich einzelne in den verschiedensten Ländern der „Hilfe zum Leben“ (Wie Maria Montessori ihre Methode nannte) verschrieben und eben diesen Kindern halfen, die zweifellos mehr Hilfe benötigten als andere. Die meisten dieser Erzieher hatten keine akademische Ausbildung in Psychologie oder Medizin. Trotzdem erzielten sie ausgezeichnete Resultate…

Unsere Vereinigung vergaß die behinderten Kinder nicht. Wir haben nicht nur die Anstrengungen dieser wenigen unterstützt, sondern sind nach wie vor der Meinung, dass – wenn Erziehung „Hilde zum Leben“ bedeutet, diese unglücklichen Kinder mehr Hilfe benötigen als andere.

In letzter Zeit konzentrieren sich die Bemühungen unserer Association darauf, Hilfsmöglichkeiten für Kinder der Dritten Welt und für behinderte Kinder aufzuzeigen. Bei unseren Bemühungen kamen wir letztlich in Kontakt mit einer sehr dynamischen, klugen und warmherzigen Persönlichkeit – dem Präsidenten dieses Kongresses, Professor Dr. Theodor Hellbrügge. Unsere Kontakte und Gespräche führten schließlich zu diesem Kongress, der gerade eröffnet wurde. …“

(entnommen: „Montessori-Pädagogik und das behinderte Kind“, S. 17)